Freitag, 10. Juli 2009

Melancholisches Sommerloch




Nun hat sie zusgeschlagen - die Melancholie: beim Schneiden der zahllosen verwelkten Rosenblüten ("der Sommerschnitt", wie die allwissenden Rosenfachleute sagen), beim Zusammenkehren von verwehten Blütenbergen, zäh und verklebt vom nicht aufhören wollenden ostfriesischen Dauer-Starkregen, und bei der Begegnung mit den häßlichen fetten Nacktschnecken, die genüßlich über die Treppenstufen vor der Haustür spazierten. Unerfreulicher Tag! Jedes Jahr im Juli erwischt sie mich, die Melancholie, wenn der erste Rosenrausch vorüber ist. Wohl wissend, daß der zweite Rausch ein Räuschchen gemessen am ersten ist. So tröstet sich die Gärtnerin damit, daß heute gegen Abend der Regen doch aufhörte und ein langer Gang mit der lieben Paula im Trocknen stattfinden konnte... daß die Hortensien in diesem Jahr sehr schön blühen (im letzten Jahr hatten sie durch späten Frost ihre Blütenansätze verloren)... daß meine vielen Clematis noch so verschwenderisch blühen und, wenn auch mit Verlusten, dem Unendlichregen getrotzt haben... und sie tröstet sich mit zwei Gedichten, die sie hier aufschreiben will:

Rosen

Wenn erst die Rosen verrinnen
aus Vasen oder vom Strauch
und ihr Entblättern beginnen,
fallen die Tränen auch.

Traum von der Stunde Dauer,
Wechsel und Wiederbeginn,
Traum - vor der Tiefe der Trauer:
blättern die Rosen hin.

Wahn von der Stunden Steigen
aller ins Auferstehn,
Wahn - vor dem Fallen, dem Schweigen:
wenn die Rosen vergehn.

(von dem schwierigen Gottfried Benn)

und: Regentag im Sommer

Endlich der Schluß des ewigen Sonnenbrandes:
Der Regen wird den ganzen Tag regieren.
Bravo! Kaum wird ein Streifen des Gewandes
der Menschen heut den Pflasterstein passieren.
Ich bin allein. Gottlob! es wird niemandes
Geschwätz mein Zimmer grausam profanieren.
Ein Sprichwort sagt, ich weiß nicht welchen Landes:
Im Regen geht der Pöbel nicht spazieren.

(Detlev von Liliencron, der Mensch hatte Humor!)
Schönes Wochenende wünscht: Jutta






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