Nun wollte ich mich in diesen Tagen mit Leidenschaft auf den Rilke stürzen - bei mir geht das ja immer nach dem Motto "ganz oder gar nicht" - "Sekt oder Selters, so ist das wohl bei Ihnen", sagte mein neuer Chiropraktiker (eigentlich aber praktizierender Philosoph) gestern zu mir - - und ich schaute nach, ob es vielleicht eine Rose mit Namen Rainer Marie Rilke gibt. Was fand ich? Kordes brachte 1970 eine Floribunda-Rose heraus, namens: Uwe Seeler, und d i e wurde auch unter dem Synonym R.M. Rilke gehandelt! Na, was ein Absturz aus meinem Rilke-Höhenflug! Und dann las ich noch, daß Rilke an akuter Leukämie erkrankte, nachdem er sich in seinem Garten beim Rosenschneiden verletzt hatte. Es wird erzählt, daß es für ihn als großer Rosenfreund ein tröstlicher Gedanke gewesen sei, daß sein Leiden von einem Rosendorn herrührte! D a s war nun selbst für mich sentimentalen Menschen einfach zuviel. So hab ich das Kapitel Rilke erstmal ad acta gelegt. Und bin dem Bedürfnis nach einem heiteren Rosengedicht nachgegangen. Und landete bei dem guten alten Heinrich Heine:
Alte Rose
Eine Rosenknospe war
Sie, für die mein Herze glühte;
Doch sie wuchs, und wunderbar
Schoß sie auf in voller Blüte.
Ward die schönste Ros im Land,
Und ich wollt die Rose brechen,
Doch sie wußte mich pikant
Mit den Dornen fortzustechen.
Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt
Und verklatscht von Wind und Regen.
Liebster Heinrich bin ich jetzt,
Liebend kommt sie mir entgegen.
Heinrich hinten, Heinrich vorn,
Klingt es jetzt mit süßen Tönen;
Sticht mich jetzt etwa ein Dorn,
Ist es an dem Kinn der Schönen.
Allzu hart die Borsten sind,
Die des Kinnes Wärzchen zieren -
Geh ins Kloster, liebes Kind,
Oder lasse dich rasieren.
So - genug der Poesie: im Garten sieht's nicht poetisch aus - Unkraut satt - morgen muß ich mal ran! Liebe Grüße von: Jutta